Ähnlich wie Gladiator 1, ist auch der zweite Teil von “Gladiator” historisch absolut ungenau. Dies betrifft nicht nur die grundsätzliche Geschichte der Kaiser Geta und Caracalla, sondern auch unzählige kleinere Details, die sich durch den Film ziehen. Eine kleine Auswahl gefällig?

  • In der römischen Antike gab es noch keinen Fußball – Lucius wird das also eher nicht mit seinen Kameraden gespielt haben
  • Die Römer hatten noch keine Megaphone
  • Die “Aufputschpfeile”, mit denen die gruselig animierten Affen aufgestachelt werden, erinnern mit ihren roten Puscheln sehr an moderne Betäubungspfeile – völliger Quatsch
  • Klassische Cafes mit Tischdeko und Zeitungen, in denen sich Senatoren und Spitzelfrauen treffen, gab es in dieser Form ebenfalls nicht.
  • Eine englische Inschrift am Grab von Decius Maximus Meridius ist ebenfalls eher unglaubwürdig.

Weitere historische und logische Ungereimtheiten in Gladiator 2

Die Kaiser Geta und Caracalla

An der Macht sind im Film die Kaiser Geta und Caracalla. Ihr Vater Septimius Severus stammte aus Nordafrika, die Mutter, Julia Domna aus Emesa, das heutige Homs in Syria. Wie wahrscheinlich ist es da wohl, dass beide Kaiser rote Haare hatten?

Die beiden waren dazu von klein auf Rivalen. Als Kaiser haben sie sich gehasst. Jeder hatte seinen eigenen Hofstaat, sie sprachen nicht miteinander und versuchten, sich gegenseitig umzubringen. Wenn ihr mehr über das zerrüttete Verhältnis wissen wollt: hier lesen. 

Die grundsätzliche Umsetzung der Kaiser und ihre Dynamik als Brüderpaar finde ich allerdings unabhängig von der historischen Genauigkeit interessant und gut umgesetzt.

Seeschlachten im Kolosseum?

Tatsächlich gab es Seeschlachten im Kolosseum – für eine Abdichtung der Arena gibt es auch archäologische Beweise. Haie dort auszusetzen wäre allerdings schwierig gewesen – die bis zu 7 Meter langen Fische müssen stets schwimmen, um am Leben zu bleiben. Wie hätten das die Römer schaffen sollen? Außerdem wurde im Film die gewaltige Arena über Nacht geflutet – und bereits am nächsten Morgen nach der Seeschlacht war alles wieder komplett trocken … Dazu wurden nicht die edelsten Pferde dafür eingesetzt, um den Sand der Arena wieder glatt zu bekommen.

Der Nashornreiter ist ebenfalls völliger Quatsch – und es ist vollkommen unlogisch, dass Gladiatoren allen ernstes versucht haben sollen, sich gegen ein herangaloppierendes Nashorn zu stellen. Die Strategie von Lucius war die einzig sinnvolle. Deutlich glaubwürdiger wäre es allerdings gewesen, wenn sich Gefangene im Rahmen einer Tierhatz vor einem gereizten Nashorn in Sicherheit hätten bringen müssen.

Wer war Macrinus wirklich?

Der historische Macrinus stammte zwar nicht aus dem Senatorenstand, er war aber auch kein Leiter einer Gladiatorenschule. Er absolvierte die klassische römische Ämterlaufbahn und stieg unter Caracalla zum Prätorianerpräfekt auf. Damit war er einer der mächtigsten Männer im römischen Reich. Er begleitete Caracalla auf einem Feldzug gegen die Parther, der sich dabei in der Tradition Alexanders des Großen sah.
Im Jahr 217 wurde Macrinus geweissagt, dass er die Kaiserwürde erlangen würde. Das war wohl eine Intrige, denn es war abzusehen, dass der paranoide Caracalla Macrinus deswegen hinrichten lassen würde. Daher kam Macrinus ihm zuvor. Als der Kaiser unterwegs vom Pferd stieg, um seine Notdurft zu verrichten, wurde er von mehreren unzufriedenen Offizieren ermordet. Erst nach tagelangem Zögern ließen sich die Soldaten überreden, Macrinus zum Kaiser auszurufen. Lange blieb er aber nicht auf dem Kaiserthron – sein Nachfolger besiegte ihn schon ein Jahr später – und wurde vom Geschichtsschreiber Cassius Dio als “Inbegriff der Perversion” betitelt …

Im Film wurde Macrinus von Denzel Washington allerdings wirklich hervorragend verkörpert.

Hatten die Römer im Jahr 215 n. Chr. Interesse an Demokratie?

Kurz gesagt: das spielte keine Rolle mehr. Die römische Demokratie hatte nur bis zum Jahr 46 v. Chr. bestand – und sie galt auch vorher nur für eine kleine Anzahl römischer Bürger. Nach blutigen Bürgerkriegen nach Julius Caesar’s Tod wurde Octavian zum Kaiser Augustus. Er beschränkte die Macht des Senats, der von da an nur noch eine symbolische Funktion hatte. Im Laufe des 3. Jahrhunderts, ab Kaiser Commodus und im Vier-Kaiser-Jahr 193, in dem sich schließlich Caracacallas und Getas Vater Septimius Severus durchsetzte, zeigte sich, dass die wahre Macht bei den Prätorianern lag – der Elitetruppe des römischen Reichs.

So war es wirklich