Ich weiß es noch ganz genau – es geschah auf dem Ringwall der Houbirg nahe Happurg, dem Hohlen Fels und dem Doggerstollen.
Der Wald roch nach Abenteuern. Nach Erde, Moos, altem Holz und … irgendwas sehr Spannendem. Überall raschelte es. Ich zog ein bisschen an der Leine, aber Frauchen hatte den ollen Strick des Verderbens an ihrem Rucksack festgemacht.
Wir stapften weiter, bis Frauchen irgendwann stehen blieb. „Kurze Pause“, sagte sie und setzte sich auf einen Stein. Sie öffnete ihren Rucksack. Ich war sofort zur Stelle – vielleicht gab es ja was zu essen!
Tatsächlich – die Brotdose! Ich roch Käse. Und Wurst. Und Hoffnung.
Doch dann sah ich Bewegung.
Nur ein paar Meter entfernt stand es: ein Reh. Groß. Schön. Frech.
Es starrte mich an. Ich starrte zurück.
Showdown.
Frauchen murmelte irgendwas wie: „Hoppla. Gut, dass du nicht gleich losgerannt bist, sonst läge mein ganzer Rucksackinhalt jetzt auf dem Waldboden.“
Ich hörte sie kaum. Es ging hier um Leben und Ehre.
Das Reh hob leicht den Kopf. Ich spannte mich an. Noch ein Hauch, und …
Da! Es machte einen Satz und sprang in den Wald.
Ich sprang auf, wollte hinterher – aber zack! Der Strick des Verderbens hielt mich fest!
Ich bellte hinterher: „Feigling! Loser!“
Das Reh verschwand. Der Wald wurde wieder still.
Frauchen biss in ihr Brot und lachte leise. Ich setzte mich stolz hin, hob die Schnauze.
Sie mochte denken, ich hätte verloren – aber nein.
Ich habe das Duell gewonnen. Das Reh hat sich schließlich zuerst bewegt.

