Wer beim ersten Teil von Mockingjay alias Flammender Zorn aus der Reihe “Die Tribute von Panem” von Suzanne Collins ein Inferno erwartet, wird sicherlich enttäuscht sein. Das ist aber gut so, zeigt es doch, dass sich der Film nah an der Romanvorlage hält, in der ebenfalls sehr wenig Actionszenen zu finden sind. Jede zusätzliche und überflüssige Action in diesem Film hätte den Charakter der Romanvorlage völlig verfälschen können – gut, dass es sich der Regisseur Francis Lawrence verkneifen konnte. Der Schwerpunkt in Mockingjay 1 liegt deswegen wieder auf auf Katniss, die ihre neue Rolle als Aushängeschild der Rebellion erst noch finden muss sowie auf den Fernsehauftritten von Peeta.
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Mockingjay 1 – die Umsetzung von Flammender Zorn
Buch und Film stellen einen Bruch mit den bisherigen beiden Büchern dar. Denn der Kampf gegen das Kapitol verlagert sich aus der Arena hinaus in die 13 Distrikte. Und das bedeutet blutige Aufstände, auf die das Kapitol mit aller Grausamkeit antwortet.
Wesentliche Unterschiede auf einen Blick
- Im Buch fordert Katniss den Tod von Präsident Snow
- Die Sprengung des Staudamms und der Stromausfall im Kapitol werden nicht thematisiert
- Die Befreiung von Peeta wird im Film ausführlich gezeigt – im Buch dreht Katniss in dieser Zeit Propos, ohne zu wissen, wie die Befreiung läuft
- Im Film gibt es an dieser Stelle ein Gespräch zwischen Katniss und Snow, in dem Snow verkündet, dass er von der Befreiungsaktion weiß.
Ansonsten sind es vor allem Kleinigkeiten, in denen sich der Roman Flammender Zorn und der Film Mockingjay Teil 1 unterscheiden.
Die Forderungen von Katniss
Im Film kommt nicht so sehr raus, dass Katniss den Rebellen misstraut. Schade, dass dort auch nicht beschrieben wird, wie der Zeitplan im Buch umgesetzt wurde (der wird nämlich quasi jeden Morgen auf dem Arm des jeweiligen Rebellen aufgetragen) – das wäre noch ein schönes Beispiel für den militärischen Drill in District 13 gewesen.
Im Film fordert Katniss, dass die Tribute frei kommen, aber nicht, dass sie Präsident Snow töten darf. Auch die Szene, in der sie ihre Forderungen für ihre Teilnahme als Spotttölpel stellt, ist im Film etwas anders gelöst. Im Buch fordert Katniss zuerst, dass Prim die Katze behalten darf, um mit den einfachen Bedingungen anzufangen. Im Film kommt das ganz am Ende ihrer Forderungen. Danach bittet Katniss im Buch um die Erlaubnis, mit Gale zu jagen – er ist bei der Besprechung auch dabei. Dies fehlt im Film an dieser Stelle. Erst dann fordert sie Straffreiheit für die drei überlebenden Sieger, die im Kapitol festgehalten werden – Johanna, Peeta und Enobaria aus District 2. Kurz vor der öffentlichen Verkündung ihrer Bedingungen, nach einem Gespräch mit Finnick, bittet sie auch um das Leben von Finnicks Freundin Annie.
Im Roman ist nicht Effie Trinket Quasi-Gefangene des Kapitols, sondern das Vorbereitungsteam aus dem Kapitol, Octavia, Venia und Flavius. Diese werden von den Rebellen grausam behandelt, weil sie Essen gestohlen haben sollen – Katniss setzt sich für die drei ein. Bei der Verfilmung der Propos gibt es im Buch noch Fulvia, die rechte Hand von Plutarch Heavensbee, die versucht, Katniss für die Propagandafilme in Szene zu setzen. Diese fehlt im Film völlig – dort wird alles direkt von Plutarch übernommen – dafür mischt aber eben Effie Trinket mit.
In der Romanvorlage Flammender Zorn fühlt sich Katniss sich von Haymitch verraten – weil er über den Plan der Rebellen Bescheid wusste und sein Versprechen gebrochen hat, Peeta zu beschützen. Im Film ist Katniss lediglich ein bisschen unfreundlich, als sie ihn das erste Mal wieder sieht – der Bezug wird nicht klar.
Im Buch ist Finnick tief verstört. Die Szene “Ich wünschte, wir wären alle tot” vom Filmanfang kommt nicht vor. Erst als Katniss nach Distrikt 8 aufbricht, bessert sich sein Zustand etwas und er zeigt wieder Interesse am Geschehen.
In Teil zwei der Serie, Catching Fire bzw. Gefährliche Liebe, wird verkündet, dass Katniss von Peeta schwanger ist, um Mitgefühl für sie zu gewinnen. Dies wird im Buch nochmalks thematisiert: Als Katniss als Spotttölpel im Kriegsgebiet gefilmt werden soll, wird das Gerücht verbreitet, dass sie beim Schuss in das Kraftfeld in der Arena ihr Kind verloren hat. Das kommt im Film nur kurz im Krankenhaus der Rebellen in District 8 vor. Die Bombardierung des Lazaretts wurde im Film actionreicher umgesetzt als dies im Buch der Fall ist. Aber auch im Buch kämpfen Gale und Katniss gegen die Flugzeuge.
Die Befreiung von Peeta
Peetas Warnung ist im Buch dramatischer – er steht zusammen mit Präsident Snow vor der Kamera und warnt die Rebellen mit den Worten: “Distrikt 13 – Tod im Morgengrauen.” Dann ist zu sehen, wie er niedergeschlagen wird. Im Film kann er mehr sagen, dann erfolgt einfach ein Cut bei dieser Szene.
Im Buch werden die Sprengung des Staudamms und der Stromausfall nicht erwähnt. Es wird auch nicht erklärt, welche Schwierigkeiten bei der Rettung von Peeta sonst noch auftraten. Da das Buch alles aus Katniss Sicht beschreibt, erfahren wir nur, wie Katniss auf ein Zeichen von Peeta wartet. Katniss und Finnick sind in dieser Zeit damit beschäftigt, die Propos zu drehen.
Im Film wird die Befreiung von Peeta sehr dramatisch in Szene gesetzt. Die Kamera folgt Gale und dem Befreiungsteam, während Katniss vor den Bildschirmen in Distrikt 13 quasi alles live miterleben kann. Das Kapitol wird angreifbar, da durch die Sprengung eines Staudamms die Stromversorgung unterbrochen wird. Als Gale und sein Team dabei sind, Peeta zu befreien, wird der Strom wiederhergestellt. Katniss versucht deswegen, eine Verbindung zu Präsident Snow herzustellen. Als dies gelingt, bietet sie ihr Leben gegen das von Peeta. Doch Snow teilt ihr mit, dass er ganz genau weiß, dass die Rebellen gerade versuchen, Peeta zu befreien und deutet an, dass dies seine Anbsicht ist. Gale verkündet nach der erfolgreichen Befreiungsaktion, dass das Kapitol sie hat gehen lassen. Der Grund wird klar, als Peeta wenig später versucht, Katniss umzubringen.
Die Darstellung der Rebellen
Im Film Flammender Zorn spielt Präsidentin Alma Coin eine größere Rolle als im Buch. Ständig wird Katniss zu diversen Ratssitzungen gerufen. Dabei wird die Wandlung von der Rebellenchefin zur machtgierigen Despotin inklusive Parallelen zu Präsident Snow sehr plausibel dargestellt. Der Roman zeigt vielleicht noch deutlicher im Film, dass den Rebellen nicht wirklich zu trauen ist – so soll Katniss erzählen, dass sie das angebliche Kind, das sie erwarten soll, verloren hat.
Die Zerrissenheit von Katniss wird ebenfalls gut in Szene gesetzt.
Der bislang beste “Tribute von Panem” Film
Flammernder Zorn ist vielleicht der beste Film der Tribute von Pane. Er setzt weniger auf Action, hält aber vielmehr dem aktuellen Weltgeschehen den Spiegel vor. Da das Buch aus der Perspektive von Katniss geschildert wird, kommt Präsident Snow im Buch so gut wie nicht vor. Eine Schlüsselszene im Film relativ am Anfang stellt ein Gespräch von Präsident Snow mit einer Beraterin dar, in der die beiden über die Termini “Rebellen” und “Terroristen” diskutieren – ganz aktuelle Fragestellungen vor dem Hintergrund der blutigen Konflikte in Syrien und der Ukraine- darf man al-Qaida-Terroristen als Rebellen bezeichnen? Sind die Separatisten in der Ukraine tatsächlich Freiheitskämpfer? Das kommt im Buch nicht vor, da ja alles strikt aus Sicht von Katniss beschrieben wird.
Im ersten Teil von Mockingjay geht es also weniger um den eigentlichen Krieg – das wird dann sicherlich in Mockingjay 2 in aller Härte gezeigt werden. Stattdessen hat es sich der Regisseur zum Ziel gesetzt, unser aller Medienverständnis und den manipulativen Medienkrieg in Szene zu setzen – was ihm hervorragend gelungen ist. Der Film Mockingjay hat aus dem Buch Flammender Zorn sicherlich das beste gemacht und die kritische Romanvorlage hervorragend umgesetzt.
Wir können auf Teil 2 von Flammender Zorn bzw. Mockingjay gespannt sein.
Mehr über die Tribute von Panem
- The Hunger Games – Buch vs. Film
- Catching Fire vs. Gefährliche Liebe – Unterschied Buch und Film
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