Menschliche Abgründe

Würdest du einen Roman lesen wollen, in dem sich eine jesidische Sklavin in ihren Peiniger vom Islamischen Staat verliebt? Oder die Geschichte einer Sklavin, die im 19. Jahrhundert aus Afrika verschleppt wird und ein leidenschaftliches Verhältnis mit ihrem Herrn, einem Plantagenbesitzer in den USA, beginnt? Oder die Story eines Sportlers, der sich in seinen Trainer verliebt, von dem er missbraucht wurde?

Sicher stimmen mir viele zu, dass sich eine  romantisierte Version solcher Ereignisse komisch und falsch anfühlt. 

Umso interessanter ist es, dass es zahlreiche Bücher und Filme gibt, in denen derartige überaus missbräuchliche Beziehungen tatsächlich romantisiert werden. 

Beispiele gefällig?

Liebe in Historischen Romanen

In historischen Romanen finden sich solche Plotlines zuhauf. 

Die stolze Tochter eines Highland-Chiefs wird entführt. Entführer und Opfer verlieben sich ineinander – Happy End garantiert!

Ein tapferer Wikinger kauft eine Sklavin. Natürlich rührt er sie nicht an – bis sich beide ineinander verlieben …

Die Tochter eines Grafen wird zur Ehe gezwungen – und stellt fest, dass sie sich zu ihrem ihr völlig fremden Gatten doch hingezogen fühlt …

Es ist natürlich nicht ausgeschlossen, dass es solche romantischen Geschichten tatsächlich gab – der historische Alltag hingegen sah sicherlich ganz anders aus!

Enführer und Opfer

Sehr beliebt sind dazu Geschichten, in denen sich ein Entführungsopfer in ihren Peiniger verliebt, teilweise sogar, nachdem sie von ihm vergewaltigt und gefoltert wurde.

Sicherlich habt ihr schon vom Stockholm Syndrom gehört. Eine solche Plotline ist also nicht völlig abwegig. 

Es ist dennoch krass, wie beliebt solche Geschichten sind – und wenig sie oft kritisch hinterfragt werden. Gerade, wenn man sich die Beispiele vom Anfang wieder ins Gedächtnis zurückruft.