Der Hadith als Rechtsquelle im Islam

Neben dem Koran spielen Aussprüche, die der Prophet Mohammed getätigt hat, eine wesentliche Rolle.
Das arabische Wort dafür heißt hadith. Wörtlich bedeutet dies Mitteilung, Erzählung, Bericht. Gemeint sind im religiösen Kontext damit Berichte über Mohammed. Diese haben folgende Inhalte:

  • Anweisungen des Propheten Mohammed
  • nachahmenswerte Handlungen
  • Billigungen von Handlungen Dritter
  • Empfehlungen

Die Hadithe sind als Rechtsquelle im Islam eine wichtige Quelle der Shari’a. Darin fließen insbesondere Verbote und religiös-moralische Warnungen ein, die im Koran als solche nicht enthalten sind.
Die komplette Sammlung Hadithe werden auch als Sunna bezeichnet. Sunna bedeutet übersetzt Brauch, Handlungsweise. Die islamische Strömung der Sunniten leitet sich von diesem Begriff Sunna ab. Die Gegenspieler dazu sind die Schiiten.
Hadithe sind nach dem Koran die zweite Quelle der islamischen Jurisprudenz (Fiqh). Als koranischer Terminus ist hadith auch die Offenbarung Gottes.

Hadith-Sammlungen

Die bekanntesten Überlieferer sind:

al-Bukhari: (810–870): Sahih al-Buchari, al-Dschami as-sahih („Die gesunde/authentische Sammlung“)
Muslim: (817–875): Sahih Muslim, al-Dschami as-sahih („Die gesunde/authentische Sammlung“)

Es gibt noch andere Hadith-Sammler, wie zum Beispiel Mālik ibn Anas ibn Mālik al-Aṣbaḥī. Dieser hat mit seinem Werk Muwaṭṭaʾ den Grundschein für die malikitische Rechtsschule im Islam. Aber nur die Bücher von al-Bukhari und Muslim gelten als wirklich autentisch.
Bukhari hat angeblich aus 600.000 Hadithen rund 2.800 ausgewählt.

Aufbau eines Hadith

Ein Hadith besteht aus zwei Teilen:
Isnad: Überliefererkette
Matn: Inhalt

Beispiel für einen Hadith

Isnad/ Überliefererkette:
Es überlieferte uns `Abdallah Ibn Yusuf, daß uns al-Lait von `Uqail von Ibn Sihab von `Urwa Ibn az-Zubair von Aischa (Gott habe Wohlgefallen an ihr!) überlieferte:
Matn / Inhalt:
Daß der Prophet (Gott segne ihn und spende ihm (Inhalt) Heil!) im Alter von dreiundsechzig Jahren gestorben ist.“

Wie erkannt man einen authentischen Hadith?

Um die Authentizität eines Hadith zu bestimmen, wird im Islam geprüft, ob die Überliefererkette stimmt.
Beispiel: `Abdallah Ibn Yusuf sagte,  daß uns al-Lait von `Uqail von Ibn Sihab von `Urwa Ibn az-Zubair von Aischa überlieferte.
Um den Hadith zu prüfen, ist wichtig, herauszufinden:  hat ibn Sihab zur Zeit von Aischa gelebt? Wie wahrscheinlich ist es, dass er sie kannte? Wenn sich herausstellt, dass er zu Lebzeiten von Aischa niemals in Medina gewesen ist, kann der Hadith nicht echt sein.
Inhaltlich wird der Hadith nicht überprüft.
Für Muslim gilt zusätzlich: ist der Überlieferer vertrauenswürdig – oder hat er schon einmal gelogen? Wenn schon, dann kann nicht mit Sicherheit gesagt werden, dass der Hadith stimmt. Dann ist der Hadith nicht sahih – gesund.

Die meisten Hadithe wurden von Aischa überliefert – sie hat eine Schlüsselrolle im Islam inne. Sie lieferte sich regelmäßig Streitgespräche mit Hadith-Erfindern wie Abu Huraira (vgl. Frauenfeindliche Hadithe)

Hadithe erhellen Offenbarungsgründe

Neben ihrem Anteil an der Rechtsprechung sind Hadithe wichtig, um Offenbarungsgründe aus dem Koran zu beleuchten. Ein wesentliche Stelle ist der sogenannte Steinigungsvers. Aischa zur Folge gab es ursprünglich eine Offenbarung, dass Eheleute bei Unzucht zu steinigen sind. Der Koran wurde jedoch erst viel später zusammengefasst. Bis dahin waren die einzelnen Verse auf allen möglichen Materialien aufgeschrieben worden. Aischa zur Folge kam einmal eine Ziege in den Raum und fraß das Blatt mit dem Steinigungsvers. Aufgrund dieses Hadith von Aischa wurde die Strafe der Steinigung bei Ehepartnern Teil der Shari’a.

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